Ein vorweihnachtlicher Rückblick auf 2008

Liebe Mitarbeiter, liebe Spender,
liebe Kunden des Eine-Welt-Ladens,

in den vergangenen drei Jahren stiegen die Nahrungsmittelpreise weltweit vor allem durch die Energiepreissteigerungen um  83 %, wodurch bis zu 200 Millionen Menschen mehr von Hunger bedroht sind. Neun der zehn schwersten Naturkatastrophen im vergangenen Jahr waren – gemessen an der Zahl der Todesopfer – Wetterkatastrophen in Entwicklungs- oder Schwellenländern. Und auch die aktuelle Finanzkrise mit ihrem Ursprung in den USA wird hinsichtlich ihrer Auswirkungen für die ärmsten Menschen in den Entwicklungsländern durch restriktive Kreditvergabe und mangelnde Kreditwürdigkeit die dramatischsten Auswirkungen haben.

Sicher fragt sich in dieser Situation mancher, ob wir nicht angesichts dieser dramatischen Entwicklung ohnmächtig sind und unser Engagement wirkungslos bleibt.  Doch bietet diese Energie-, Klima- und Finanzkrise vielleicht auch die einmalige Chance, einen weltweiten ökologisch-sozialen Vertrag zu vereinbaren und in den nächsten Jahren umzusetzen. Die weitgehend koordinierten Schritte aller bedeutenden Wirtschaftsnationen in der aktuellen Finanzkrise zeigen, was möglich ist, wenn ein gemeinsames Ziel erreicht werden soll und wirklich wichtig genommen wird.

Seit gut 30 Jahren versuchen wir gemeinsam mit unseren Partnern von der UVIKANJO in Tansania, in diesem Sinne Mitverantwortung für unsere Eine Welt zu übernehmen und konnten in diesem Jahr wieder einige Schritte auf diesem Weg gehen:

Der TEUMA-Kleinkreditfonds befindet sich weiterhin auf Erfolgskurs und wurde im August offiziell als Nichtregierungsorganisation registriert. Neue Kreditformen mit längeren Laufzeiten wurden speziell auf die Bedürfnisse von Handwerkern und Bauern zugeschnitten. Mit Hilfe des Gewinns, den der Fonds inzwischen abwirft, konnten zahlreiche Waisenkinder mit Schuluniform und Heften ausgestattet und ein Aufforstungsprojekt finanziert werden. Die Arbeit der vier Field Officer in den Pfarreien vor Ort bewährt sich weiterhin; leider ist die Stelle des Projektmanagers für den TEUMA-Fonds wieder verwaist und es ist schwierig, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Andreas Schmitt referierte wiederholt über seine Arbeit bei TEUMA – unter anderem in Hamburg bei der Jahrestagung des „Tanzania Network“.

Emelana Mligo, die bis Juni 2007 ein Jahr in Deutschland verbrachte, hat mit ihrem Schulungskonzept in 6 Pfarreien die ersten Erfolge: die angehenden Gruppenleiter, aber auch Kinder und Eltern sind begeistert von den neuen Methoden und zahlreichen praktischen Elementen für die Jugendarbeit. Aktuell werden die gemachten Erfahrungen reflektiert, um das Konzept zu überarbeiten und im nächsten Jahr in 10 Pfarreien umzusetzen. Alle Schulungsteilnehmer erhalten eine Mappe mit den Grundsätzen der Kinder- und Jugendarbeit, allen Schulungselementen und zahlreichen praktischen Ideen für ihre Arbeit. Außerdem soll Emelana auch noch personelle Unterstützung erhalten und für ihre Arbeit besser ausgerüstet werden.

Das Wohnheim neben der Ulayasi-Schule zwischen Lupanga und Mlangali ist aktuell mit 58 und ab Januar  mit 80 Mädchen voll belegt und bietet den Jugendlichen die erhoffte positive Lern- und Wohnumgebung; die geplante Erweiterung mit 20 weiteren Plätzen soll im nächsten Jahr mit unserer Unterstützung erfolgen. Aufgrund der fehlenden Unterbringungsmöglichkeiten in der Schule, in die Jugendliche ab 14 Jahren nach Beendigung der siebenjährigen Grundschule aus einem Gebiet der Größe unseres Landkreises gehen, kam es in der Vergangenheit bei den jungen Mädchen häufig zu ungewollten Schwangerschaften, Schwangerschaftsabbrüchen und AIDS. Die eingangs beschriebene Preissteigerung für Nahrungsmittel führte im letzten Jahr zu einem Defizit von 1.000 €, das wir gerne ausgeglichen haben – ansonsten wäre das ein typischer Grund, eine begonnene weiterführende Schulausbildung gerade von Mädchen abzubrechen. Um die Abhängigkeit von teurer Energie zu reduzieren, werden wir das Wohnheim mit Solaranlagen zur Brauchwassererwärmung und Stromerzeugung ausrüsten.

Den  Fonds zur Unterstützung von Schülerinnen, die als Waisen ohne familiäre Unterstützung in dem Mädchenwohnheim leben, haben wir um 2.000 € für 10 weitere Schülerinnen aufgestockt.

In Lupanga konnten wir ein Projekt zur Wasserversorgung der Gemeinde durch die Finanzierung der Aufforstung im Quellbereich mit 2200 € unterstützen.

Bei allen modernen Kommunikationsmöglichkeiten bleibt die direkte Begegnung mit unseren tansanischen Freunden unersetzlich. Nachdem Sabine und Sergius Msanga Anfang des Jahres aktuelle Informationen aus den verschiedenen Projekten mitbrachten, konnten wir Ende Juli eine sechsköpfige Diözesandelegation, darunter den Diözesanleiter Lenis Mtitu bei uns begrüßen und vier von ihnen nahmen am KJG-Zeltlager der „Großen“ teil – ein sehr wichtiges Partnerschaftserlebnis für beide Seiten. Schließlich weilte im Oktober der Diözesanjugendseelsorger Clement Mgohele zum vierten Mal bei uns in Mömlingen.

Die beiden katholischen und der evangelische Dekan im Landkreis Miltenberg teilten gemeinsam mit Jennipha Schmitt im Eine-Welt-Laden Erlenbach als Auftakt zur fairen Woche einen Kuchen mit den Konturen Afrikas und in allen 6 Weltläden unseres Landkreises identifizierten sich die Priester so wie unser Pfarrer Manfred Jarosch mit unserem Anliegen und verkauften eigenhändig unsere fair gehandelten Produkte. Ihn wie auch unseren neuen Bürgermeister Siegfried Scholtka konnten wir in einer Teamsitzung willkommen heißen, unsere Arbeit vorstellen und Gedanken über Möglichkeiten einer noch besseren Zusammenarbeit austauschen.

Der neue Eine-Welt-Laden in der Bachstraße 32 ist als Fachgeschäft des Fairen Handels fest etabliert und weit über die Grenzen unserer Gemeinde hinaus bekannt – schon zu Beginn des Jahres konnten wir Gabi Partholl als fünftausendste Kundin begrüßen. Mit kleinen Verbesserungen der Regale, Neuerungen, wie dem Kettenbaum oder der Herausnahme von Produkten aus dem Sortiment (unseren Restbestand von 1.000 Schulheften haben wir dem Kaufhaus Grenzenlos gespendet) versuchen wir, die vorhandene Fläche optimal zu nutzen. Nicht nur die gelungene Warenpräsentation, sondern auch die professionell gestalteten Schaufenster und die gemütliche Sitzecke mit einer Spielkiste für unsere jüngsten Gäste finden großen Anklang. Auch ein Handy und eine geeichte Waage gehören inzwischen zur Ausstattung.

60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und 7 Firmlinge engagieren sich im Eine-Welt-Laden. Durch die Teilnahme an zwei verschiedenen Vergleichen mit zahlreichen anderen Weltläden wurde grundsätzlich unser hoher Standard bestätigt, lediglich die geringen Öffnungszeiten hinterfragt. Eine Mitarbeiterbefragung brachte nahezu das Potential, am Nachmittag unter der Woche von 14.00 bis 16.00 Uhr zu öffnen, was wir im Dezember mit der Hoffnung erproben, zusätzliche Kunden zu erreichen. Um unser Produktsortiment attraktiv zu halten und ständig zu ergänzen, beziehen wir mittlerweile Waren von mehr als 30 fairen Handelsorganisationen; neu dabei sind z. B. die vielen leckeren Chips-Sorten von El Puente. Als Renner stellten sich auch die biologisch angebauten, solargetrockneten Ananas aus Tanzania von Kipepeo heraus.

Unsere Mitarbeiter werden vierteljährlich über unsere Arbeit auf dem laufenden gehalten; daneben nutzen wir den Pfarrbrief und das Amtsblatt für Neuigkeiten. Außerdem erzählte uns Bede Godwyll, der Leiter der GEPA-Regionalstelle in Alzenau, vom Besuch bei verschiedenen Projektpartnern in Südamerika und machte uns mit verschiedenen Schokoladensorten vertraut.

Am 16. Februar begeisterten die „Ladenhüter“ aus Regensburg 280 Gäste im Pfarrsaal mit der Komödie “Fairdinand”.  Im Mai verwöhnten wir unsere Kunden 3 Wochen lang mit frischen Mangos von den Philippinen und starteten die Kampagne „Fairer Handel schafft gutes Klima“. Wir beziehen seither Strom aus 100 % regenerativen Energiequellen, haben die UVIKANJO in Lupanga mit 1.000 € beim Start eines Projekts zum Anbau von Jatropha, (einer Pflanze, aus deren Nüssen man mit einfachen Mitteln ein hochwertiges Öl für Lampen oder Generatoren herstellen kann) unterstützt und unsere Kunden über konkrete Produkte informiert, die sich in der Herstellung deutlich klimafreundlicher darstellen, als der konventionelle Vergleich.

Weiterhin regelmäßige Pausen-Verkäufe gibt es an der Realschule Obernburg. Aber auch Vorträge an der Hans-Memling-Schule und am Julius-Echter-Gymnasium führen dazu, dass immer wieder Schüler mit einer Aufgabenstellung oder einem Referatthema zum fairen Handel in unseren Laden kommen. Auch die Maxis, die Vorschüler aus beiden Kindergärten waren im Sommer begeistert über unseren Eine-Welt-Laden. Beim Mömlinger Adventsmarkt am 23. November hatten wir die Cafeteria wieder im Pfarrsaal aufgebaut und konnten unsere Gäste mit einem reichhaltigen Kuchenbüfett verwöhnen (Erlös der Cafeteria 740 €). Auch haben wir für die Pensionäre der Sparkasse und für weitere Firmen wieder über 80 Geschenkpakete gepackt. Zum zweiten Mal erhalten Sie für Ihren vollen „Mömlinger Adventskalender“ des Gewerbevereins ein Päckchen Aschaffenburger Partnerkaffee und einen leckeren Schokoriegel. Neben diesen und weiteren Aktionen trug der regelmäßige Verkauf im Eine-Welt-Laden zu einem Umsatz von wiederum ca. 70.000 € bei.

Im Kreis der neun Welt-Läden am Untermain tauschen wir uns weiterhin regelmäßig aus. Neben der von vielen positiv wahrgenommenen gemeinsamen Werbung für „bio und fair – doppelt gut“, Säfte, Chutneys/Gewürze und fürs Fair-schenken, hat sich gerade auch die gemeinsame Vorbereitung des Weltladentags und der Fairen Woche bewährt.

Die große Hilfe für unsere tansanischen Freunde war neben dem Gewinn aus dem Eine-Welt-Laden nur durch die zahlreichen Spenden möglich. 49 Dauerspender (4.020 €) und zahlreiche Einzelspender erbrachten in diesem Jahr bisher das großartige Ergebnis von 14.300 €  (Stand: 15.12.08).

Auch im zurückliegenden Jahr konnten wir dank Ihrer und Eurer großen und großartigen Unterstützung Hervorragendes leisten. Für diese Unterstützung durch Ihre Mithilfe im Eine-Welt-Laden, Ihre Spende oder Ihren regelmäßigen Einkauf, ohne die unsere Arbeit nicht möglich wäre, möchten wir uns an dieser Stelle – ausdrücklich auch im Namen von Fr. Clement Mgohele und der UVIKANJO – recht herzlich bedanken. Bei einem Arbeitswochenende im Januar will das Team Tanzania das bevorstehende Arbeitsjahr wieder mit Altbewährtem und manchem Neuen  planen. Wir hoffen, dass wir auch bei diesen Vorhaben wieder auf Ihre Unterstützung vertrauen dürfen.

Ihnen und Ihrer Familie wünschen wir an Weihnachten und zum Jahreswechsel besinnliche und harmonische Stunden, damit Sie mit Gottvertrauen, Zuversicht und Lebensfreude das neue Jahr beginnen können.

Herzliche Grüße
Ihr Team Tansania
der KJG M€ömlingen