Liebe Mitarbeiter, liebe Spender,
liebe Kunden des Eine-Welt-Ladens,
dank europäischer Rettungsschirme sind wir inzwischen große Zahlen gewohnt – auf dem Weltklimagipfel in Durban wurde vor wenigen Tagen ein Klimafonds beschlossen, der bis zum Jahr 2020 auf 100 Milliarden Dollar jährlich anwachsen soll und Entwicklungsländer bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels und beim Aufbau von kohlenstoffarmen Energiesystemen unterstützen soll. Die Dimension lässt die erwartete Dramatik der Klimaveränderungen erahnen, unter denen vor allem die Bevölkerung der ärmsten Länder zu leiden haben wird. Ein Raubbau mit ähnlicher Dimension und nicht weniger fatalen Auswirkungen geschieht bereits heute – der als „Land Grabbing“ bezeichnete Landkauf in den Entwicklungsländern durch ausländische Finanzinvestoren mit einer geschätzten Investitionssumme von 100 Milliarden Dollar zur Nahrungsmittel- oder Energiepflanzenerzeugung, wie er z.B. auch in den tansanischen Regionen Bagamoyo, Iringa und Morogoro voranschreitet, entzieht den Kleinbauern oftmals bereits die heutige Ernährungsgrundlage und zudem die Möglichkeit, auf die eintretenden Klimaveränderungen durch veränderte Landnutzung zu reagieren. Die internationale Nichtregierungsorganisation GRAIN (Genetic Resources Action International) setzt sich für die Erhaltung der kleinbürgerlichen Landwirtschaft in Entwicklungsländern ein und unterstützt lokal orientierte soziale Bewegungen oftmals erfolgreich beim Kampf gegen diesen Landraub, wofür die Organisation in diesem Jahr den Right Livelihood Award, den sog. Alternativen Nobelpreis erhielt.
Von vielen Erfolgen und einigen Rückschlägen berichteten unsere Besucher aus Tansania in diesem Jahr. Im Frühjahr konnten wir Joseph Msanga, den Bruder von Sergius und seine Frau Manfreda Chengula begrüßen, die vor allem den Kontakt zur Stiftung der Firma Erbacher in Kleinheubach intensivierten und sich für die geförderten Ernährungsprojekte weiterbildeten.
Anlässlich des 20-jährigen Bestehens unseres Eine-Welt-Ladens hatten wir vom 17. Juli bis 17. August Pfarrer Edmund Kayombo,Devotha Kayombo, Benisia Chaula und Luka Mtega aus unseren Partnerpfarreien Lupanga und Mlangali zu Gast, konnten gemeinsam mit Ihnen viel erleben, unser Jubiläum und Gottesdienste feiern, wichtige Schritte in unserer Partnerschaft zwischen KJG und UVIKANJO gehen und die vier als Freunde verabschieden. Dieser Besuch ist vielen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen vor allem deshalb noch lebhaft präsent, weil viele intensive Kontakte in den Gastfamilien, auf dem Zeltlager, beim Jubiläum, in der Schule, in den Kindergärten oder sonst bei den vielen Begegnungen während des Aufenthalts gewachsen sind. Zumindest den Jubiläumsgottesdienst konnte Pfarrer Clement Mgohele, der Diözesanjugendseelsorger aus Njombe, bei einem Zwischenstopp von Italien auf dem Weg zum Weltjugendtag nach Madrid mit uns feiern.
Im Ulayasi-Mädchenwohnheim sind derzeit 75 Schülerinnen untergebracht; für 20 von ihnen übernehmen wir die Kosten für Unterkunft, Verpflegung, Schulgeld und –uniformen. Wir stellen jährlich mindestens 5.000 € für den Bildungsfonds bereit, der von dem Komitee des Wohnheims für die Schulbildung von Waisen verwaltet und verteilt wird. Die Energieversorgung des Wohnheims hat sich deutlich verbessert und soll durch Vergrößerung der Speicherbatterien der Photovoltaikanlage und den Anbau eigenen Waldes für Feuerholz weiter optimiert werden.
Der Anbau der Energiepflanze Jatropha läuft weiter positiv und soll ausgeweitet werden. Aktuell wird mit der ersten Ernte gerechnet. Neben der weiteren Schulung über Anzucht und Anbau ist jetzt Wissen über die Weiterverarbeitung (z. B. Ölgewinnung, Seifenherstellung) erforderlich. Ein kleiner Rückschlag – in Mlangali sind Jungpflanzen einem Buschbrand zum Opfer gefallen.
Weiterhin ökologisch und ökonomisch erfolgreich laufen Aufforstungsprojekte, obwohl es auch hier zu Schäden durch Brände kommt. Wegen mehrerer Diebstähle von Jungpflanzen sollen nach Möglichkeit einzelne Mitglieder mit der Anzucht betraut werden
In Lupanga und Mlangali wurden mit den im vergangenen Jahr gesendeten Nähmaschinen Nähkurse initiiert, bei denen junge Frauen in 6 bis 12 Monaten die Grundlagen des Schneiderhandwerks erlernen und sich damit einen wichtigen Nebenerwerb schaffen.
Zur Koordination der vielen Projekte in unseren Partnerpfarreien Lupanga und Mlangali ist seit Juli diesen Jahres Matthias Mwinuka, ein aktives Verbandsmitglied, als Projektmanager von der UVIKANJO angestellt. Er hat sich bereits intensiv in seine neue Aufgabe eingearbeitet, pflegt rege und konstruktiv den Austausch mit uns und verbessert derzeit seine Englischkenntnisse. Wir hoffen, wir können auch ihn in nächster Zeit bei uns begrüßen.
Der TEUMA-Kleinkreditfonds mit 965 Mitgliedern in 11 Pfarreien befindet sich weiterhin auf Erfolgskurs und hat in diesem Jahr 532 Kredite mit rund 380.000 € ausgezahlt. Mit Hilfe des Gewinns, den der Fonds inzwischen abwirft, konnten u. a. wieder zahlreiche Waisenkinder mit Schuluniform und Heften ausgestattet werden.
Durch das Engagement von Horst Schad, Lehrer am BSO Michelstadt, konnte an der Mt. Masusa Secondary School in Lupanga ein Computerschulungsraum mit solarer Stromversorgung eingerichtet und ein Einführungskurs gegeben werden. Im nächsten Jahr wird eine Schülergruppe die Anlage erweitern.
In der Pfarrgemeinde haben wir unser Anliegen am MISEREOR-Sonntag zum Thema „Menschenwürdig leben – überall“ eingebracht, eine Slumhütte in der Kirche aufgebaut und mit dem Frauenbund wieder viele Mömlinger beim anschließenden Fastenessen begrüßt. Am Weltmissionssonntag brachten wir den Gottesdienstbesuchern unseren Auftrag „Macht Euch auf und bringt Frucht“ nahe.
Junge Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter erlebten in der Gruppenleiterschulung spielerisch die Probleme vieler Familien in Entwicklungsländern bei der Ausbildung ihrer Kinder und interessierten sich für unsere Partnerschaft und den fairen Handel. Bei dem neuen Projekt „Glaube fairändert“ der Diözesanstelle Mission-Entwicklung-Frieden und der Weltläden Mainfrankens mit Bischof Friedhelm Hofmann als Schirmherrn konnten wir zahlreiche Beispiele aus unserer Pfarrei liefern.
Der Eine-Welt-Laden in der Bachstraße 32 ist als Fachgeschäft des Fairen Handels fest etabliert und weit über die Grenzen unserer Gemeinde hinaus bekannt. Mit kleinen Veränderungen versuchen wir, die vorhandene Fläche optimal zu nutzen. Nicht nur die gelungene Warenpräsentation, sondern auch die professionell gestalteten Schaufenster und die gemütliche Sitzecke mit einer Spielkiste für unsere jüngsten Gäste und einer hervorragenden Tasse Kaffee für die Älteren finden großen Anklang.
60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagieren sich mit viel Begeisterung im Eine-Welt-Laden, 16 davon praktisch von Anfang an. Sie werden vierteljährlich über unsere Arbeit auf dem laufenden gehalten; daneben nutzen wir das Amtsblatt für Neuigkeiten und Werbung und bieten einen Newsletter per e-Mail. Im Dezember können wir durch zusätzliche Öffnungszeiten von 14.00 bis 16.00 Uhr zusätzliche Kunden erreichen. Um unser Produktsortiment attraktiv zu halten und ständig zu ergänzen, beziehen wir mittlerweile Waren von mehr als 30 Fair-Handelsorganisationen. Mit einem neuen Info-Flyer wollen wir in Kürze vorhandene und neue Kunden noch besser informieren.
Verkäufe fair gehandelter Leckereien gibt es auch weiterhin an der Realschule Obernburg und am Projekttag mit unseren tansanischen Gästen auch wieder an der Hans-Memling-Schule. Immer wieder kommen Schüler mit einer Aufgabenstellung oder einem Referatthema zum fairen Handel in unseren Laden. Hannah Rothermich schrieb eine Facharbeit über unseren Laden als konkretes Beispiel des fairen Handels, über die im Main-Echo berichtet wurde und Sabrina Sauer hat zu einem Kunststoffprojekt der Fachakademie für Sozialpädagogik Saftpacktaschen und Projektinformationen von uns eingebracht. Bei einem Wettbewerb hatten Kinder- und Jugendgruppen der KJG tolle Werbeanzeigen entworfen oder einen Film gedreht; die beiden Gewinnergruppen konnten mit unseren tansanischen Gästen einen Kletterpark besuchen.
Beim Mömlinger Adventsmarkt hatten wir die Cafeteria wieder im Pfarrsaal aufgebaut und konnten unsere Gäste Dank Ihrer Hilfe mit einem reichhaltigen Kuchenbüfett verwöhnen (Erlös 1.078 €). Am Frühlingsfest und Herbstmarkt konnten wir mit Kaffee-Gutscheinen zahlreiche neue Kunden in den Laden locken und über 600 € umsetzen. Für einige Firmen, Vereine und die Gemeinde haben wir wieder zahlreiche Geschenkpakete gepackt und in den Nikolaustüten des Gewerbevereins war eine leckere Schokolade aus dem Eine-Welt-Laden. Für Ihren vollen „Mömlinger Adventskalender“ des Gewerbevereins erhalten Sie bei uns ein Päckchen Aschaffenburger Partnerkaffee und eine Tafel Schokolade. Jeden neugeborene Mömlinger Bürger begrüßen wir mit einer Glückwunschkarte und einem Gutschein über 10 % Rabatt für einen Einkauf und bereits 14 Kunden erhielten von naturstrom einen Einkaufsgutschein über 30 €, weil Sie diesen Strom aus erneuerbarer Energie durch uns angeregt beziehen. Neben den genannten und vielen weiteren Aktionen trug der regelmäßige Verkauf im Eine-Welt-Laden zu einem Umsatz von ca. 64.000 € bei – rund 5.000 € mehr, als im letzten Jahr.
Im Kreis der acht Weltläden am Untermain tauschen wir uns weiterhin regelmäßig aus. Neben der von vielen positiv wahrgenommenen gemeinsamen Werbung hat sich gerade auch die gemeinsame Vorbereitung und Pressearbeit zum Weltladentag und der Fairen Woche bewährt. Im Mai verwöhnten wir unsere Kunden unter dem Motto des Weltladentags „Öko und fair ernährt mehr“ und im September wurde deutschlandweit im Rahmen der fairen Woche unter dem Motto „fair ist mehr“ mit 501.788 Tassen ein Weltrekord im fairen Kaffeetrinken aufgestellt. Eine weitere hervorragende Kooperation haben wir mit dem Chor „Lyra Musica“ aus Eisenbach, der unseren Jubiläumsabend mit perfekten afrikanischen Gesängen umrahmte.
Die große Hilfe für unsere tansanischen Freunde war neben dem Gewinn aus dem Eine-Welt-Laden nur durch die zahlreichen Spenden möglich. 45 Dauerspender (3.775 €) und zahlreiche Einzelspender erbrachten in diesem Jahr bisher das großartige Ergebnis von 34.280 € (Stand: 08.12.11). Die Projekte unserer Partner haben wir in diesem Jahr mit 11.769 € unterstützt, bisher mit insgesamt mehr als 270.000 €. Weitere 21.000 € vor allem von der Erbacher-Stiftung konnten wir an landwirtschaftliche Projekte zur Verbesserung der Ernährungslage in der Heimatregion unserer Partner weiterleiten.
Gerade im zurückliegenden Jubiläumsjahr konnten wir dank Ihrer und Eurer großen und großartigen Unterstützung Hervorragendes leisten. Für diese Unterstützung durch Ihre Mithilfe im Eine-Welt-Laden, Ihre Spende oder Ihren regelmäßigen Einkauf, ohne die unsere Arbeit nicht möglich wäre, möchten wir uns an dieser Stelle – ausdrücklich auch im Namen unserer Freunde von der UVIKANJO – recht herzlich bedanken. Bei einem Arbeitswochenende im Januar wird das Team Tansania wieder das bevorstehende Arbeitsjahr planen. Wir hoffen, dass wir auch bei unseren zukünftigen Vorhaben wieder auf Ihre Unterstützung vertrauen dürfen.
Ihnen und Ihrer Familie wünschen wir an Weihnachten und zum Jahreswechsel besinnliche und harmonische Stunden, damit Sie mit Gottvertrauen, Zuversicht und Lebensfreude das neue Jahr bei guter Gesundheit beginnen können.
Herzliche Grüße
Ihr Team Tansania
der KJG Mömlingen