Ein vorweihnachtlicher Rückblick auf 2012

Liebe Mitarbeiter, liebe Spender,
liebe Kunden des Eine-Welt-Ladens,

wussten Sie, dass Tansania einen vergleichbaren Korruptionsindex hat, wie Griechenland. Auch, wenn Tansania damit noch zum besseren Drittel der afrikanischen Staaten gehört, während Griechenland in Europa den letzten Platz einnimmt, hören wir von unseren tansanischen Freunden immer wieder, wie Korruption eine gerechte gesellschaftliche Weiterentwicklung hemmt, aber auch, dass viele Menschen immer wieder gegen dieses Übel angehen.

Auch beim Welthunger-Index, der aus den 3 Kriterien Unterernährung, Sterblichkeit und Untergewicht von Kindern unter 5 Jahren errechnet wird, zeigt sich für Tansania ein gemischtes Bild – während der Index Anfang der neunziger Jahre um 20 Prozent anstieg, konnte er seither um 31 Prozent reduziert werden und hat jetzt erstmals die Grenze vom sehr ernsten Bereich zum ernsten Bereich knapp unterschritten. Während beim Anteil der Kinder mit Untergewicht und der Kindersterblichkeit deutliche Verbesserungen erzielt wurden, ist jedoch ein Drittel der Tansanier unterernährt – mehr, als vor 20 Jahren.  Nur in 25 Ländern ist gemäß dem Index die Situation noch ernster. Auch im Ernährungsbereich sind unsere tansanischen Partner engagiert und tragen zur Verbesserung bei.

Von Erfolgen und Rückschlägen, Trauer und Glück berichteten auch unsere Besucher aus Tansania in diesem Jahr. Im Mai besuchten Jennipha, Sophie und Andreas Schmitt ihre Verwandten; sie konnten Matthias Mwinuka, den Projektmanager der UVIKANJO unserer Partnerpfarreien Lupanga und Mlangali persönlich kennen und schätzen lernen, waren aber auch erschüttert vom tragischen Tod von Rudolph Chaula, der uns 1989 besuchte und sich seither unermüdlich für die UVIKANJO, die Pfarrgemeinde Mlangali und in letzter Zeit insbesondere auch für das Mädchenwohnheim eingesetzt hat; jetzt hinterlässt er selbst 4 Kinder in der Ausbildung.

Vom 19. Juli bis 20. August besuchten Pfarrer Nestory Mtweve, der Diözesanleiter Tarcisius  Mdendemi, Emma Kitalula, Asha Sanga, Lazaro Ngelime und Gisbert Ngailo die KJG der Diözese Würzburg und verbrachten 6 Tage in Mömlingen und eine Woche mit unseren Jugendlichen auf Zeltlager. Pfr. Nestory Mtweve kommt aus Mlangali und ist jetzt in Njombe gemeinsam mit Pfr. Clement Mgohele und einem weiteren Priester für die gesamte kirchliche Jugendarbeit zuständig. Gemeinsam mit unseren Gästen konnten wir viel erleben, Gottesdienste und das Pfarrfest feiern, Kindergärten und Arbeitsplätze besuchen und uns über Kirche, Gesellschaft und Jugendarbeit austauschen und sie als Freunde verabschieden.

Im Oktober besuchte schließlich Sergius Msanga seine Verwandten und zahlreiche Projekte, die er mit aufgebaut oder initiiert hat. Parallel überzeugte sich Klaus Wagner, Agraringenieur der Firma Erbacher, vom Fortschritt der landwirtschaftlichen Projekte in Lupanga und eine Schülergruppe der BSO Michelstadt war Gast an der Mt. Masusa Secondary School in Lupanga, um die Lernbedingungen dort ganz praktisch weiter zu verbessern und die Kontakte zwischen den Schulen zu vertiefen. Segius brachte uns auch die erfreuliche Nachricht, dass neben Pater Volker OSB, der krankheitsbedingt lange in Deutschland weilte und seit Sommer endlich zurück ist, nun auch Pfr. Paternus Mtega in Mlangali eingesetzt ist; er war 2004 unser Gast und ist uns in guter Erinnerung.

Im Ulayasi-Mädchenwohnheim sind derzeit 80 Schülerinnen untergebracht; für 79 Waisen oder Halbwaisen übernehmen wir die Kosten für Schulgeld und –uniformen und bei einigen auch für Unterkunft und Verpflegung. Wir stellen jährlich mindestens 5.000 € für den Bildungsfonds bereit, der von dem Komitee des Wohnheims für die Schulbildung von Waisen verwaltet und verteilt wird.

Der Anbau der Energiepflanze Jatropha läuft weiter positiv und die ersten Früchte konnten geerntet werden. Neben der weiteren Schulung über Anzucht und Anbau ist jetzt Wissen über die Weiterverarbeitung (z. B. Ölgewinnung, Seifenherstellung) erforderlich. In Lupanga wurden erfolgreich 8 Hektar Sonnenblumen zur Speiseölerzeugung angebaut. Weiterhin ökologisch und ökonomisch erfolgreich laufen Aufforstungsprojekte, in diesem Jahr wurden 8.000 Bäume auf Gemeinschaftsfeldern der UVIKANJO gepflanzt und zahlreiche Pflanzen aus der eigenen Anzucht verkauft.

Zur Koordination der vielen Projekte in unseren Partnerpfarreien Lupanga und Mlangali ist seit letztem Jahr Matthias Mwinuka, ein aktives Verbandsmitglied, als Projektmanager von der UVIKANJO angestellt. Er hat sich bereits intensiv in seine neue Aufgabe eingearbeitet, seine Englischkenntnisse verbessert und pflegt den Austausch mit uns. Damit das noch besser klappt, hat er von uns einen Laptop bekommen und wir hoffen, wir können ihn im März nächsten Jahres bei uns begrüßen.

Große Veränderungen gibt es in der Diözesanhauptstadt Njombe, die von einer Distrikt- zur Regions-Hauptstadt (vergleichbar der Hauptstadt eines Bundeslandes) aufgewertet wurde. Die von uns mit eingerichtete, gutgehende Schreinerei der UVIKANJO muss umziehen, da sie dem Ausbau einer Straße nach Songea im Wege ist. Ein Gebäude, in dem Nähkurse der UVIKANJO stattfanden, wurde an Geschäftsleute vermietet und am Stadtrand ein neues Zentrum mit Landwirtschaft aufgebaut.

Die Gruppenleiterschulungen konnten dank Schwester Lusia in 12 Pfarreien erfolgreich fortgesetzt werden und ein diözesaner Kongress mit 1.600 Kindern und 120 Gruppenleitern zeigte den bisherigen Erfolg dieser Arbeit eindrucksvoll.

Der TEUMA-Kleinkreditfonds mit 1.436 Mitgliedern in 12 Pfarreien befindet sich weiterhin auf Erfolgskurs. Mit Hilfe des Gewinns, den der Fonds inzwischen abwirft, konnten u. a. wieder zahlreiche Waisenkinder mit Schuluniform und Heften ausgestattet und das Schulgeld für den Besuch an weiterführenden Schulen bezahlt werden.

In der Pfarrgemeinde haben wir unser Anliegen am MISEREOR-Sonntag zum Thema „Menschenwürdig leben – Kindern Zukunft geben“ eingebracht und mit dem Frauenbund wieder viele Mömlinger beim anschließenden Fastenessen begrüßt. Am Weltmissionssonntag beleuchteten wir die Probleme der Menschen in Papua-Neuguinea unter dem Motto „Dein Wort ist ein Licht für meine Pfade“.

Der Eine-Welt-Laden in der Bachstraße 32 ist als Fachgeschäft des Fairen Handels fest etabliert und weit über die Grenzen unserer Gemeinde hinaus bekannt. Mit kleinen Veränderungen versuchen wir, die vorhandene Fläche optimal zu nutzen. Nicht nur die gelungene Warenpräsentation, sondern auch die professionell gestalteten Schaufenster und die gemütliche Sitzecke mit einer Spielkiste für unsere jüngsten Gäste und einer hervorragenden Tasse Kaffee für die älteren finden großen Anklang.

60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagieren sich mit viel Begeisterung im Eine-Welt-Laden, 16 davon praktisch von Anfang an. Sie werden vierteljährlich über unsere Arbeit auf dem laufenden gehalten; daneben nutzen wir das Amtsblatt für Neuigkeiten und Werbung und bieten einen Newsletter per e-Mail. Im April besuchten wir die Kaffee-Rösterei Braun in Mainaschaff und konnten uns von der Produktqualität und dem Engagement von Rainer und Jonas Braun überzeugen. Im Dezember können wir durch zusätzliche Öffnungszeiten von 14.00 bis 16.00 Uhr zusätzliche Kunden erreichen. Um unser Produktsortiment attraktiv zu halten und ständig zu ergänzen, ist unser Einkaufsteam immer wieder auf Fair-Handels-Messen unterwegs und wir beziehen Waren von mehr als 30 Fair-Handelsorganisationen. Mit einem neuen Info-Flyer und unserer Homepage informieren wir unsere Kunden noch besser.

Verkäufe fair gehandelter Waren gibt es auch weiterhin bei unseren Freunden vom Missionskreis Eisenbach, an der Realschule Obernburg und an der Hans-Memling-Schule. Immer wieder kommen Schüler mit einer Aufgabenstellung oder einem Referatthema zum fairen Handel in unseren Laden.

Die KJG hat sich an der BDKJ-Kampagne „Fairbrechen – lebenslänglich für den fairen Handel“ beteiligt; seither sieht man auch in Mömlingen immer wieder mal einen schwarz gewandeten Fairbrecher und auf den beiden Zeltlagern und dem Zeltlagerelternabend gab es einen kleinen Weltladen mit süßen Fairsuchungen.

Beim Mömlinger Adventsmarkt hatten wir die Cafeteria wieder im Pfarrsaal aufgebaut und konnten unsere Gäste Dank Ihrer Hilfe mit einem reichhaltigen Kuchenbüfett verwöhnen (972 € Erlös) und bei der gelungenen Krippenausstellung in der Corpus Domini-Kirche willkommen heißen (656 € Spenden). Am Frühlingsfest konnten wir mit Kaffee-Gutscheinen zahlreiche neue Kunden in den Laden locken und 300 € umsetzen. Jeden neugeborenen Mömlinger Bürger begrüßen wir mit einer Glückwunschkarte und einem Gutschein über 5 € Rabatt für einen Einkauf und bereits 17 Kunden erhielten von naturstrom einen Einkaufsgutschein über 30 €, weil Sie diesen Strom aus erneuerbarer Energie durch uns angeregt beziehen.

Für einige Firmen, Vereine und die Gemeinde haben wir wieder zahlreiche Geschenkpakete gepackt und in den Nikolaustüten des Gewerbevereins war eine leckere Schokolade aus dem Eine-Welt-Laden. Für Ihren vollen „Mömlinger Adventskalender“ des Gewerbevereins erhalten Sie bei uns eine Tafel Schokolade und ein Päckchen Mömlinger Partnerkaffee.

Ja, richtig – unter dem Motto „fairbunden mit Mömlingen“ haben wir seit einigen Wochen nicht nur eine leckere Mömlinger Schokolade und 2 bio-faire Mömlinger Partnerkaffees, sondern verbinden diese exklusiv für uns hergestellten Produkte mit 3 Mömlinger Spezialitäten in der Mömlinger Schatzkiste. Der bisherige Verkaufserfolg ist überwältigend – über 100 Schatzkisten und jeweils mehr als 300 Mömlinger Schokolade und Kaffee. Neben den genannten und vielen weiteren Aktionen trug der regelmäßige Verkauf im Eine-Welt-Laden zu einem Umsatz von ca. 71.000 € bei – rund 7.000 € mehr als im letzten Jahr.

Im Kreis der acht Weltläden am Untermain tauschen wir uns weiterhin regelmäßig aus. Neben der von vielen positiv wahrgenommenen gemeinsamen Werbung hat sich gerade auch die gemeinsame Vorbereitung und Pressearbeit zum Weltladentag bewährt. Im Mai verwöhnten wir unsere Kunden unter dem Motto des Weltladentags „Öko & fair ernährt mehr – Kleinbauern säen die Zukunft“ und im September begrüßten wir unsere Kunden mit dem Motto „Zukunft gestalten – fair handeln“ zur fairen Woche.

Die große Hilfe für unsere tansanischen Freunde war neben dem Gewinn aus dem Eine-Welt-Laden nur durch die zahlreichen Spenden möglich. 45 Dauerspender (3.375 €) und zahlreiche Einzelspender erbrachten in diesem Jahr bisher das großartige Ergebnis von 21.200 €  (Stand: 08.12.11). Die Projekte unserer Partner haben wir in diesem Jahr mit 8.500 € unterstützt, bisher mit insgesamt  mehr als 275.000 €. Weitere 9.730 € von der Erbacher-Stiftung konnten wir an landwirtschaftliche Projekte zur Verbesserung der Ernährungslage in der Heimatregion unserer Partner weiterleiten.

Auch im zurückliegenden Jahr konnten wir dank Ihrer und Eurer großen und großartigen Unterstützung wieder Hervorragendes leisten. Für diese Unterstützung durch Ihre Mithilfe im Eine-Welt-Laden, Ihre Spende oder Ihren regelmäßigen Einkauf, ohne die unsere Arbeit nicht möglich wäre, möchten wir uns an dieser Stelle – ausdrücklich auch im Namen unserer Freunde von der UVIKANJO – recht herzlich bedanken.

Bereits am  6. Januar 2013 engagieren sich die KJG-Mitglieder bei der Sternsinger-Aktion für das nächstjährige Projektland Tansania. Bei einem Arbeitswochenende im Februar wird das Team Tansania wieder das bevorstehende Arbeitsjahr planen. Im Rahmen unseres Kirchenjubiläums laden wir Sie am 21.06.2013 zu einem afrikanischen Konzert mit der Lyra Musica aus Eisenbach und der Gruppe Bingoma ein und im Sommer werden sechs KJGler unsere Freunde in Tansania besuchen und die Partnerschaft mit der UVIKANJO weiter vertiefen. Wir hoffen, dass wir auch bei unseren zukünftigen Vorhaben wieder auf Ihre Unterstützung vertrauen dürfen.

Ihnen und Ihrer Familie wünschen wir an Weihnachten und zum Jahreswechselbesinnliche und harmonische Stunden, damit Sie mit Gottvertrauen, Zuversicht und Lebensfreude das neue Jahr bei guter Gesundheit beginnen können.

Herzliche Grüße
Ihr Team Tansania

der KJG M€ömlingen